Dr. Patrick Glauner

Dr. Patrick Glauner: „Ob wir eine eigene KI-Regulierung benötigen, müssen wir grundsätzlich hinterfragen“

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Dr. Patrick Glauner: „Ob wir eine eigene KI-Regulierung benötigen, müssen wir grundsätzlich hinterfragen“

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Dr. Patrick Glauner: „Ob wir eine eigene KI-Regulierung benötigen, müssen wir grundsätzlich hinterfragen“

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Künstliche Intelligenz ist längt kein Nischenthema mehr und gewinnt für viele Menschen sowohl im Beruf als auch im Privatleben rasend schnell an Bedeutung und Relevanz. Unzählige Berufsbilder haben dank KI bereits eine grundlegende Veränderung durchlebt, sei es in der Abwicklung von täglichen Prozessen oder im Kontakt mit den Kunden. Doch die Frage ist: Wo soll und wird das Ganze noch hinführen?

Was am Hype rund um KI dran ist, welche Trends – und welche Herausforderungen – uns erwarten, erklärt Prof. Dr. Patrick Glauner, Professor für künstliche Intelligenz an der TH Deggendorf, im Interview.

Wie viel Realität steckt eigentlich im aktuellen Hype um KI?

Den Begriff „KI“ gibt es schon seit Mitte der 50er-Jahre. Er hatte erst ein Nischendasein und ist jetzt durch ChatGP viel bekannter. Natürlich gab es davor auch schon KI, die wir in unserem täglichen Leben nutzen, wie die Spracherkennung im Smartphone, aber seit 14 Monaten spricht jeder über KI. Das ist grundsätzlich sehr gut und hilft dem Thema.

Natürlich gibt es immer auch Hype und falsche Versprechungen, je nachdem mit wem man redet, aber das Positive überwiegt. Ich denke auch nicht, dass dieser Hype bald abflacht. Es entstehen immer mehr KI-Anwendungen und KI-Produkte, die wir im täglichen Leben nutzen. Das ist eine tolle Sache und wird sich auch in den nächsten Jahren so weiterentwickeln.

Über Prof. Dr. Patrick Glauner

Prof. Dr. Patrick Glauner ist seit seinem 30. Lebensjahr Professor für Künstliche Intelligenz an der TH Deggendorf. Zuvor war er Leiter des Bereichs „Data Academy“ bei der Alexander Thamm GmbH, führte das konzernweite KI-Competence Center der Krones AG und war bei der Europäischen Organisation für Kernforschung (CERN) tätig. Als Sachverständiger hat er die Parlamente von Deutschland, Frankreich und Luxemburg beraten. Er wird vom CDO Magazine in der Liste der weltweit führenden Professoren im Datenbereich geführt. Nationale und internationale Medien berichten regelmäßig zu seiner Arbeit.

Welche Trends rund um KI werden in den kommenden Jahren relevant, und auf welche Bereiche oder Anwendungen sollten wir besonders achten?

Ich sehe den Healthcare-Bereich als große Chance. Wir haben einen großen Ärztemangel, der sich in Deutschland durch den Fachkräftemangel und den demografischen Wandel verschärfen wird. KI könnte einen Teil der Arbeit des Arztes automatisieren, damit dieser sich mehr um Patienten oder Gespräche kümmern kann. So lässt sich KI in jede Branche übertragen, sei es der Maschinenbau oder die Chemie.

Es gibt auch Ideen, dass KI in den nächsten Jahren viel mehr Einzug in unsere Computer hält, sodass wir dort deutlich mehr mit KI interagieren, nicht mehr einzelne Apps öffnen oder hin und her klicken müssen und so die einzelnen Programme und Apps wegfallen. Aber das ist aktuell noch viel Spekulation und wir werden sehen, wie genau das funktioniert.

Welche Herausforderungen und Chancen ergeben sich für die Entwicklung sowie den Einsatz von KI-Technologien und was empfehlen Sie Unternehmen?

Aktuell werden viele Ängste und Gefahren rund um KI verbreitet. Dann schreit man schnell nach Regulatorik. Wir haben als Endnutzer aber seit vielen Jahren mit KI zu tun, sei es ein Smartphone oder ein Spamfilter. Auch im sicherheitskritischen Bereich, beispielsweise in Atomkraftwerken, wird KI seit den 70er- und 80er-Jahren verwendet und es kam nicht zu großen KI-Katastrophen.

Die Frage ist deshalb, ob man zusätzliche KI-Regulierung braucht. Wo eine wirkliche Gefahr für Leib und Leben oder das Vermögen besteht, gibt es bereits sogenannte vertikale Regulatorik. Wenn Sie ein Kraftwerk, ein Auto oder ein Flugzeug bauen wollen, oder auch bei Versicherungsprodukten, haben Sie mit Systemen und Prozessen zu tun, die reguliert sind. Der Sinn davon, dass man die KI noch zusätzlich steuern will, erschließt sich mir nicht.

Was die EU aktuell rund um den „AI Act“ plant, würde Innovation durch sehr hohe Auflagen verteuern oder verhindern. Im Healthcare-Bereich gibt es heute zurecht schon sehr viel Regulatorik. Ob wir nochmal eine eigene KI-Regulierung benötigen, müssen wir grundsätzlich hinterfragen.

Titelbild: © Prof. Dr. Patrick Glauner

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