Digital Payment am Point of Sale: Cash oder Karte?

Digital Payment am Point of Sale: Cash oder Karte?

Digital Payment am Point of Sale: Cash oder Karte?

Die Möglichkeit, an deutschen Ladenkassen kontaktlos mit der Karte oder sogar dem Smartphone zu zahlen, ist längst keine Neuerung mehr. Digitale Bezahlsysteme haben den Point of Sale erobert. Allerdings nicht in der Wahrnehmung und Nutzung vieler Kunden: Nach einer Studie der Deutschen Bundesbank aus dem Jahr 2022 haben nur 17 Prozent der Deutschen, die ein Smartphone besitzen, damit schon mal an der Ladenkasse bezahlt. Der durchschnittliche Norweger nutzt diese Technik im Jahr circa 500 Mal häufiger. Woran kann das liegen?

Der digitale Wandel: Ein Blick zurück

Der erste Schritt in eine digitalere, kontaktlose Zukunft für deutsche Ladengeschäfte wurde 2015 gemacht. Laut Verbraucherzentrale war es das Jahr, in dem die ersten Kassen ihre Kartenlesesysteme mit der NFC-Technologie („Nearfield Communication“) ausgestattet wurden, um kontaktloses Bezahlen mit der Karte zu ermöglichen. Wenn junge Erwachsene an deutschen Kassen heutzutage die Frage stellen: „Kann ich hier auch mit Karte zahlen?“, dann zücken immer weniger von ihnen ihre EC- oder Kreditkarte in PLatsikform. Sie nutzen das, was sie vermutlich ohnehin fast dauerhaft bei sich haben: das Smartphone.

Das schnellste Smartphone im wilden Westen

Für Smartphone-Zahler und Online-Banking-Aktivisten sind die positiven Aspekte von Digital Payment so selbstverständlich, dass sie eigentlich erst auffallen, wenn sie nicht angeboten werden:

  • Bequemlichkeit und Schnelligkeit: Das Bezahlen mit dem Smartphone ist oft schneller und bequemer als das Hantieren mit Bargeld oder Karten. Dies ist besonders für Kundengruppen attraktiv, die Wert auf Effizienz und schnelle Dienstleistungen legen.
  • Integration in den Alltag: Smartphones sind ein zentraler Bestandteil unseres täglichen Lebens. Rund 67,6 Millionen Menschen in Deutschland sind nach Auswertungen von Statista Smartphone-Nutzer. Die Integration von Zahlungsfunktionen ist daher ein logischer Schritt, der die alltäglichen Abläufe vereinfacht. Wer mal eben schnell zum benachbarten Supermarkt laufen muss, um frische Milch zu besorgen, lässt seinen Geldbeutel eventuell sogar zu Hause liegen, denn eigentlich muss man nur das Smartphone dabeihaben.
  • Sicherheitsaspekte: Mobile Zahlungen bieten zusätzliche Sicherheitsebenen wie Biometrie und Verschlüsselung, die das Risiko von Betrug und Diebstahl verringern. Eine TAN-Liste für das Online-Banking per Post zu verschicken, die dann im Zweifel irgendwo bei den heimischen Akten zu finden ist, war vielfach schon gestern. Abgelöst von 2-Faktor-Authentifizierung, Fingerabdruckscanner und Face ID.

Bleibt Bares auch künftig Wahres?

Natürlich gibt es keinen technischen Wandel ohne Gegentrend oder Ablehnung. Das bedeutet aber nicht, dass es sich um haltlose Bedenken handelt. Darunter zählen in diesem Fall vor allem:

  • Sicherheitsfragen: In den „guten alten Zeiten“ wurde das Geld noch in bar unter der sprichwörtlichen Matratze versteckt. Ganz nach dem Motto: „Da kommt niemand ran.“ Ältere Menschen könnten besorgt sein über die Sicherheit ihrer Daten und das Risiko von Cyberkriminalität. Und das zu Recht: Zwar haben die Sicherheitssysteme aufgerüstet, aber die Betrugsmaschen entwickeln sich ebenfalls weiter.
  • Technische Hürden: Nicht jeder ist technisch versiert genug oder verfügt über die notwendigen Geräte, was zu einer digitalen Kluft führen kann. Heutzutage reicht es nicht einmal mehr, ein beliebiges Smartphone zu besitzen. Ist das Gerät zu alt oder erhält keine Updates mehr, können Nutzer mitunter auch von bestimmten Anwendungen ausgeschlossen werden. Die Wissens- und Lernkurve ist steil, was jüngeren Generationen, denen diese Technologie mittlerweile im wahrsten Sinne des Wortes in die Wiege gelegt wird, oft nicht bewusst ist.
  • Gewohnheit und Vertrautheit: Der Umstieg von Bargeld oder traditionellen Karten auf digitale Methoden erfordert eine Veränderung der Gewohnheiten, die herausfordernd sein kann. Der Umstieg auf ein „Cashless“-System, wie es an ausgewählten Point of Sale bereits der Fall ist, kann bestimmte Personengruppen überfordern.

Kein Wandel über Nacht

Ein plötzlicher Wandel zu einer Gesellschaft, in der Bargeld nur noch in Bars und Hinterhöfen akzeptiert wird, ist weiterhin unwahrscheinlich. Vor allem in Deutschland. Aktuell gibt es nur vereinzelt, beispielsweise bei Veranstaltungen, Kassen, an denen kein Bargeld akzeptiert wird. Andersherum sieht die Lage schwieriger aus. Wer kein Bargeld dabeihat, kann vielerorts nicht bezahlen. Zwar möchten immer mehr Menschen moderne Zahlungssysteme nutzen: 2022 bezahlte der durchschnittliche Deutsche laut Boston Consulting Group (BCG) 284 Mal digital. Im europäischen Vergleich landet Deutschland damit jedoch nur auf Platz zwölf von 17.

„Weder Digitalisierung noch Pandemie konnten das Bargeld verdrängen. Wenn es ums Bezahlen geht, ist Bargeld in Deutschland nach wie vor mit Abstand am beliebtesten“, erläuterte Johannes Beermann, das für Bargeld zuständige Vorstandsmitglied der Deutschen Bundesbank.

Digitale (R)Evolution

Auch wenn das Bargeld nicht komplett abgeschafft werden soll, sieht die Zukunft der Finanztransaktionen zunehmend digital aus. So plant die EU-Kommission bereits seit geraumer Zeit eine elektronische Währung, den digitalen Euro, einzuführen. Das Konzept ähnelt Kryptowährungen, die ursprünglich auch als digitales Zahlungsmittel vorgesehen waren und sich erst allmählich zu einer spekulativen Kapitalanlage entwickelt haben. „Wir sehen einen digitalen Euro als eine digitale Form von Bargeld, mit der sämtliche digitale Zahlungen kostenlos möglich sind und die die höchsten Datenschutzstandards erfüllt“, erklärt EZB-Chefin Christine Lagarde.

Der Sinn dahinter liegt laut Tagesschau unter anderem darin, ein europäisches Zahlungssystem aufzubauen, das ohne Zahlungsdienstleister wie Kreditkartengesellschaften funktionieren kann. Des Weiteren möchte die EZB laut Fabio Panetta, EZB-Direktoriumsmitglied „zur strategischen Autonomie Europas beitragen“. Sollten die Pläne wie vorgesehen umgesetzt werden, dann können Endkunden möglicherweise in fünf Jahren mit dem digitalen Euro bezahlen.

Ob das System tatsächlich eingeführt wird und wie es sich auf das Bezahlverhalten der Menschen auswirken wird, ist bisher nicht gewiss. Dass das Bezahlen aber immer digitaler wird, das prognostiziert auch Burkhard Balz, das für Zahlungsverkehr und Abwicklungssysteme zuständige Vorstandsmitglied der Deutschen Bundesbank: „Ich erwarte, dass in Deutschland künftig immer mehr Menschen ihren physischen Geldbeutel gegen eine elektronische Wallet eintauschen.“

Titelbild: © krungchingpixs / stock.adobe.com

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