Die neue Mobilität: Verzahnung auf der Straße

Die neue Mobilität: Verzahnung auf der Straße

Die neue Mobilität: Verzahnung auf der Straße

Die neue Mobilität: Verzahnung auf der Straße

Die neue Mobilität: Verzahnung auf der Straße

Die neue Mobilität: Verzahnung auf der Straße

Wir schreiben das Jahr 1888. In Deutschland stirbt Kaiser Wilhelm I, dem Kaiser Friedrich III folgt, nur um wiederum von Kaiser Wilhelm II beerbt zu werden. Außerdem unternimmt die Automobilpionierin Bertha Benz die erste erfolgreiche Fernfahrt mit einem Automobil. In den kommenden Jahrzehnten wird klar, wie drastisch sie damit den Lauf der Geschichte verändert hat – und das Wesen der Mobilität.

Ein Blick in den Rückspiegel

Doch bis das Automobil seinen Siegeszug erlebte, sollte es noch ein paar Jahre dauern. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entstanden mehr und mehr Automobilwerke, darunter in Rüsselsheim, München, Stuttgart und Wolfsburg. Laut dem Baden-Württembergischen Ministerium für Verkehr sind gerade letztere die größten Automobilstandorte Deutschlands. In Europa kollidierte ein (teils über Jahrhunderte organisch gewachsenes) Stadtbild mit den neuen Bedürfnissen von Autofahrern. Bereits vor dem zweiten Weltkrieg entstanden Straßenzüge, die die neue Mobilität berücksichtigten. Bis in die Achtzigerjahre hinein blieb die „autogerechte Stadt“ gesellschaftlicher Konsens, was zu den in vielen deutschen Städten bekannten gewaltigen Straßenzügen führte.

Das jedoch hinderte die Bundesregierung nicht daran, 1971 das Förderprogramm „Städtebauliche Sanierungs- und Entwicklungsmaßnahmen“ einzusetzen. Dieses sollte unter anderem die Verkehrsbelastung senken, Ortskerne sanieren und Wohnumfelder aufwerten.

Land der Dichter und Lenker

Was uns in die heutige Zeit führt. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) berichtet, war die Pkw-Dichte im Jahr 2021 so hoch wie nie zuvor: Auf 1.000 Einwohner kamen 580 Personenkraftwagen. Die Statistik „Personenverkehr“ von Destatis zeigt, dass das Auto im motorisierten Individualverkehr nach wie vor das meistgenutzte Fortbewegungsmittel ist. Bis zur Coronavirus-Pandemie stieg die Zahl der beförderten Personen im ÖPNV und im Eisenbahnverkehr stetig an, dann folgte der Einbruch. 2022 waren deutlich mehr Fahrgäste im Linienverkehr mit Bussen und Bahnen unterwegs als zuvor – gegenüber dem Vorjahr stieg die Fahrgastzahl um 29 Prozent.

Mobilität wird zum Seamless Service

Wer heutzutage durch deutsche Städte wandert, wird feststellen, dass Autos zwar nach wie vor das dominierende Fortbewegungsmittel sind, aber das Straßenbild verändert sich dennoch. „Es geht nicht nur darum, möglichst schnell von A nach B zu kommen, sondern darum, was im Allgemeinen möglich ist und wie man Arbeit, Wohnen und Freizeit ideal miteinander verbinden kann“, erklärt Meike Wenzl von der Managementberatung accilium GmbH. „Für mich ist der wichtigste Subtrend der der „Seamless Mobility“ – also der „nahtlosen Mobilität“. Darunter versteht man grob das Konzept Mobilität nicht mehr in einzelnen Verkehrs- und Transportmitteln zu denken, sondern entlang von Mobilitätsketten zu organisieren – also einen gebündelten Zugang zu verschiedenen Verkehrsdiensten herzustellen, idealerweise zusammengefasst in einem einzigen digitalen Mobilitätsangebot.

Eine Frage des Eigentums

Das wiederum führt zu einem veränderten Begriff des Eigentums innerhalb der Mobilität. Das findet zum Beispiel Rolf Höring, Geschäftsführer bei BusinessBike. „Der Trend geht verstärkt weg vom initialen Privatbesitz hin zum Leasing, egal ob Auto oder Fahrrad. Über 40 Prozent der neu zugelassenen Autos sind bereits Leasingfahrzeuge und auch bei E-Bikes gehen wir von mehr als 30 Prozent aus“, konstatiert Höring. Und während das Auto danach häufig zurück zum Leasinggeber geht, erwerben über 90 Prozent der Nutzer ihr geleastes Fahrrad am Ende der dreijährigen Laufzeit. „Abo- und Mietmodelle sind mit starken Playern wie Rebike und Swapfiets oder dem Volkswagen AutoAbo und Finn auf Wachstumskurs, befinden sich jedoch relativ gesehen noch auf niedrigem Niveau.“ Sharing-Modellen im Automobil-, Fahrrad- und E-Scooter-Bereich steht Höring dagegen mit einer gewissen Skepsis gegenüber: Die Zielgruppen seien derzeit vermutlich nicht groß genug, um ein nachhaltiges profitables Angebot darzustellen.

Dabei ist vor allem im urbanen Raum ein Gesinnungswandel zu beobachten. Immer mehr Menschen evaluieren den Nutzen ihres Autos neu und erkennen, dass es sich finanziell nicht immer lohnt. Meike Wenzl sagt dazu: „Das Umweltbundesamt hat in diesem Rahmen zum Beispiel festgestellt, dass ein privater Pkw täglich durchschnittlich nur eine Stunde lang bewegt wird. 23 Stunden des Tages steht er ungenutzt herum und blockiert nicht nur gerade in den Städten wertvolle Flächen, sondern „belastet“ auch noch die eigenen Finanzen.“

Das Auto als Statussymbol

Was bedeutet das für das Auto? Seit Jahrzehnten gilt es als Statussymbol, und das nicht nur in Deutschland, sondern in weiten Teilen der industrialisierten Welt. In „Nur noch 60 Sekunden“ (2000) spricht Nicolas Cage seiner „Eleanor“ fast schon eine Seele zu, „James Bond“ macht aus verschiedenen Kfz Sinnbilder der Eleganz und Abenteuergeist. Eine kalte Dusche von Höring: „In der Statushierarchie ist das Auto nach unten gerutscht. Für die jüngeren Generationen wie der Gen Z ist der Autobesitz nicht mehr so relevant wie für die Zielgruppe 50 plus. Im städtischen Raum gibt es attraktive Alternativen zum Auto, wobei das auf dem Land jedoch anders aussieht. Dort sind die Strecken länger, der öffentliche Nahverkehr fehlt.“

Ein weiterer Faktor dafür, dass das Auto weniger attraktiv wird, ist das gesteigerte Umweltbewusstsein. „Die Bemühungen zur Reduzierung von CO2-Emissionen werden dazu führen, dass Menschen umweltfreundlichere Alternativen zum individuellen Autobesitz suchen. In Studien gaben sieben von zehn Menschen in Deutschland an, dass sie bereit sind, ihr persönliches Mobilitätsverhalten zu verändern, um z.B. CO2 Emissionen zu sparen“, erklärt Meike Wenzl. Die derzeitigen Entwicklungen würden diese Transformation des Statussymbols weiter vorantreiben.

„Die Verbesserung des Angebots im öffentlichen Bereich, die Einführung autonomer Fahrzeuge, die Vernetzung von Verkehrssystemen sowie die Angebote multimodaler Services werden die Art und Weise, wie wir uns bewegen, grundlegend verändern.“ – Meike Wenzl

„Das Fahrrad wird das Auto nicht ersetzen können”

Doch wenn die Deutschen sich vom Auto abwenden, in welche Richtung wird sich die Mobilität entwickeln? Die Debatte um das Lastenfahrrad, die in den sozialen Medien mal mehr, mal weniger heftig ausgetragen wird, zeigt, dass viele Menschen nicht gewillt sind, ihre mobile Zukunft dem Fahrrad anzuvertrauen. Rolf Höring zufolge ist das allerdings gar nicht das Ziel: „Das Fahrrad wird das Auto nicht ersetzen können. Dennoch ist es möglich, bei vielen Fahrten vom Auto auf das E-Bike umzusteigen, denn mit dem Auto werden überwiegend Kurzstrecken zurückgelegt. Das spart Geld, CO₂-Emissionen und ist gut für die Gesundheit.“ Seiner Ansicht nach wird das Fahrradleasing weiter an Popularität gewinnen. 2025 könnten bis zu 50 Prozent des E-Bike-Marktes via Leasing stattfinden – eine Menge von etwa einer Million Fahrrädern pro Jahr.

„Auch ein geleastes Dienstrad kann man privat nutzen und tut seiner Gesundheit und Fitness etwas Gutes.“ – Rolf Höring

Chancen in der neuen Mobilität

Dabei ist das Fahrrad lediglich ein Teil eines optimalen Verkehrsnetzes. Meike Wenzl rät Unternehmen dazu, verstärkt ein Auge auf die verknüpfte Mobilität zu haben. Als hauptsächliche Gründe dafür nennt sie Kundenerwartungen, die CSRD-Berichterstattung und gesteigerte Effizienz. „Unternehmen, die nicht in nachhaltige verknüpfte Mobilitätslösungen investieren, laufen Gefahr Marktanteile zu verlieren.“ Verbraucher suchen zunehmend nach flexiblen und bequemen Transportlösungen, die sich an ihren individuellen Bedarf anpassen. „Die Integration umweltfreundlicher Transportmöglichkeiten (Elektrofahrzeuge, Fahrräder oder öffentliche Verkehrsmittel) kann dazu beitragen, die CO2-Emissionen zu reduzieren, was sich wiederum positiv auf das Nachhaltigkeits-Reporting von Unternehmen auswirkt. Zu diesem sind sie seit Januar 2023 verpflichtet“, sagt Wenzl. Abschließend kann verknüpfte Mobilität auch zur Reduzierung von Leerlaufzeiten und zu optimierten Routen führen, was der Unternehmensbilanz zugutekommt.

Meike Wenzl und Rolf Höring werden am 13. September in München am hybriden Fachkongress „Mobility 2030“ teilnehmen. Während Meike Wenzl dabei zu Markt-Trends der Mobilität in die Tiefe geht, wird Rolf Höring zum Thema Dienstrad-Leasing in Deutschland referieren. Neugierig geworden? Am 13. September 2023, um 9:30 Uhr, fällt der Startschuss. Zur Anmeldung und weiteren Informationen dazu folgen Sie diesem Link.

Titelbild: © metamorworks / stock.adobe.com

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